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Preisträgerinnen und Preisträger 2020

Otto Brenner Preis – 3. Preis

dotiert mit 3.000 Euro

Markus Metz

Georg Seeßlen

Mit dem 3. Preis wird das Autorenteam Markus Metz und Georg Seeßlen (Bayerischer Rundfunk) ausgezeichnet. Ihr Radiobeitrag „Von der Demokratie zur Postdemokratie. Eine Gesellschaftsform in der Krise“ spanne „einen weiten Bogen voll zündender Gedanken und generiert kraftvolle Aufklärung“, lobt die Jury.

  • Von der Demokratie zur Postdemokratie. Eine Gesellschaftsform in der Krise BR Bayern 2 Zündfunk Generator, 31.01.2010
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„Zündfunk Generator“ heißt die Sendereihe auf Bayern 2, in der diese Radioarbeit unserer Preisträger Markus Metz und Georg Seeßlen lief. Hier ist der Name im besten Sinne Programm. Denn Metz und Seeßlen spannen vor unseren wissbegierigen Ohren einen weiten Bogen voll zündender Gedanken, sie schaffen kraftvolle Aufklärung zum Hören at it’s best.

Postdemokratie ist ihr Thema, eines, das auch andere Journalisten für sich und uns entdeckt haben, doch noch viel zu wenige und längst nicht alle so gut und gültig wie hier. Denn die Entwicklungen, die Metz und Seeßlen nachzeichnen, intelligent interpretieren und diskutieren, sind bedrohlich. Geringere Partizipation der Bevölkerung an der Willensbildung und somit eine schwächere Legitimation politischer Entscheidungen sind dabei nur zwei Schlagworte.

Metz und Seeßlen sind ein bewährtes Autorenduo. Zehn Jahre liegen zwischen den beiden Männer, Generationsgenossen sind sie nicht, doch überaus kreative Kollegen. In ihrem preiswürdigen Radiofeature zeigen sie anschaulich, was die vielbeschworene „Krise der Demokratie“ in der Wirklichkeit bedeutet – und wohin das alles noch führen kann.

Dabei arbeiten Metz und Seeßlen mit allen Mitteln moderner Funkdramaturgie: mit kommentiertem O-Ton, mit Expertenstatement, mit eigener Recherche, deren Ergebnisse in gewinnender Sprache wiedergegeben werden, mit eleganten Musikakzenten, gelegentlich auch mit Stilmitteln wie Kontrastierung. Ein kurzes Zitat nur: „In der Arztpraxis hört die Demokratie auf. In der Universität hört die Demokratie auf. Bei öffentlicher Ruhestörung hört die Demokratie auf. Beim Geld hört die Demokratie auf.“

Als Hörer dürfen wir gut 50 Minuten lang Zeugen dieses öffentlichen Nachdenkens sein, wir werden bereichert in unserem Wissen und unserer Urteilskraft und am Ende, hoffentlich, von bloßen Zeugen zu Akteuren. Im Interesse einer revitalisierten Demokratie. 

Die Preisträger haben sich in einem Interview bei ihrer Redaktion im Bayerischen Rundfunk bedankt. Zitat: „Es ist ein Glückfall, dass hier eine sehr mutige Redaktion sitzt, die solche Themen auch möglich macht.“

Hoffen wir als das gebührenzahlende Publikum, dass dieses preisgekrönte Exempel auch ein Symptom ist für eine Renaissance des öffentlich-rechtlichen Reflexionsradios, und zwar in modernisierter Form: kritisch und klug, informierend, analytisch, geistreich und gerne auch amüsant.