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Preisträgerinnen und Preisträger 2020

Otto Brenner Preis – Newcomerpreis

dotiert mit 2.000 Euro

Karin Stawski

Dominik Stawski

Mit dem „Newcomer“-Preis, der auf besondere Nachwuchstalente aufmerksam machen will, werden Karin Stawski (geb. Prummer) und Dominik Stawski, Volontäre der „Süddeutschen Zeitung“, ausgezeichnet. Sie haben in einer dicht recherchierten Artikelserie über den verantwortungslosen Umgang der Katholischen Kirche mit sexuellem Missbrauch berichtet.

Sie sind Volontäre noch und haben doch schon eine überaus reife journalistische Leistung hingelegt: Karin Prummer und Dominik Stawski haben im März 2010 in einer Artikelserie der „Süddeutschen Zeitung“ an zwei schlagenden Beispielen über den verantwortungslosen Umgang der Katholischen Kirche mit sexuellem Missbrauch berichtet.

Nach monatelangen Nachforschungen, nach einer Recherchearbeit deutlich jenseits der Arbeitszeitordnung, konnten sie detailgetreu rekonstruieren, wie ein pädophiler Priester sich mangels kirchlicher Kontrolle immer wieder in gefährlicher Nähe zu Jugendlichen aufhalten konnte. Und sie deckten in einem kritischen Sittenbild auf, dass selbst ein weltbekannter Elitechor der katholischen Jugend, die Regensburger Domspatzen, lange Jahre unter einem grausamen Innenleben mit körperlicher und sexueller Gewalt litt.

Die beiden Newcomer Prummer und Stawski haben damit ihr Meisterstück gefertigt. Die besondere Qualität zeigt sich in ihrer Beharrlichkeit, in Sorgfalt und in der Genauigkeit, mit der sie erkennbar versuchten, auch Entlastendes zusammenzutragen. Neben der umfassenden Recherche ist es auch der Ton ihrer Darstellung, der die Jury überzeugt hat. Hier verbindet sich journalistische Distanz mit Dezenz, und die Distanz ist kein Hinderungsgrund für Empathie. Noch ein D-Wort kommt als Qualitätskriterium hinzu: Große sprachliche Disziplin zeichnet die Reihe dieser Berichte aus, Disziplin, die nötig war, um im Milieu des Heiklen und Prekären jeden falschen Ton zu vermeiden.

Mit dieser Art der Berichterstattung über die „größte Kirchenkrise seit 1945“ wird ein Stück der Menschenwürde wieder zur Geltung gebracht, die man den misshandelten jungen Menschen einst genommen hat. Für die Betroffenen, die sich den Reportern Prummer und Stawski anvertraut haben, wird das eine Genugtuung gewesen sein. Im Sinne kritischer Öffentlichkeit sind die Vorteile für uns, das Publikum, die wichtigsten: verstärkte Aufmerksamkeit dank konsequenter Unterrichtung über Ungeheuerliches. Eine tadellose Leistung in Inhalt und Form.